Ich befasse mich gerade intensiv mit dem Thema Portfoliobildung. Denn ich möchte Interessenten einen kleinen aber feinen Überblick über meine Fähigkeiten und Kreativität präsentieren. Gerade als Indie Entwicklerin bin ich in vielen Bereichen der Spieleentwicklung tätig und möchte daher die verschiedenen Disziplinen miteinander vereinen.

Egal, ob Du ein/eine Programmierer*in, ein/eine Grafiker*in oder ein/eine Designer*in bist, dieser Fahrplan führt Dich durch den Prozess, Dein optimales Portfolio zu erstellen. Ziel ist es Deine Expertise in der Spieleindustrie hervorzuheben, damit Du Deinen Traumjob findest oder Dich einfach bestmöglich darstellst. Bereit Deine Fähigkeiten der Welt zu zeigen? Lass uns loslegen!

Was ist ein Portfolio?

Allgemein

Ein Portfolio ist eine zielgerichtete und systematische Sammlung von Arbeiten unterschiedlicher Art, die die individuellen Bemühungen, Fortschritte und Leistungen der/des Lernenden in einem oder mehreren Lernbereichen darstellt und reflektiert.

Spieleindustrie

Hier bezieht sich ein Portfolio auf eine sorgfältig kuratierte Sammlung von Arbeitsproben, Projekten und Kreationen.  Alles dreht sich um die Entwicklung, das Design oder die Produktion von Computerspielen. Es dient als visuelles Schaufenster oder eine digitale Plattform, auf der Fachleute ihre besten Arbeiten und Talente vorstellen.

Warum benötige ich ein Portfolio?

Besonders für Bewerbungen bei Unternehmen oder für die Kundenakquise als sebstständige Person ist ein Portfolio von unschätzbarem Wert. Es dient oft als persönliche Visitenkarte, welche die Kreativität und Erfahrung des/der Verfassers*in veranschaulicht. Für Bewerbungen kann ein gut zusammengestelltes Portfolio den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Ein überzeugendes Portfolio kann der Schlüssel sein, um sich von anderen abzuheben und die Aufmerksamkeit derjenigen zu gewinnen,  die nach Talenten wie Dir suchen.

Welche Arten von Porfolios gibt es?

Journalportfolio

Journalportfolios werden oft von Journalisten, Schriftstellern und Bloggern verwendet um einen Überblick über journalistische Arbeiten, Artikel, Essays oder Blogs, zu präsentieren. Diese Art Portfolio ist dafür gedacht, professionelle Fähigkeiten, Schreibstile und journalistische Interessen zu demonstrieren.

Sie können verschiedene Arten von Schreibproben wie investigative Berichte, Nachrichtenartikel oder persönliche Essays, enthalten. Oft sind auch Links zu Online-Artikel, PDFs oder Screenshots von Social-Media-Posts enthalten.

Sammelmappenportfolio

Ein Sammelmappenportfolio wird auch künstlerische Mappe genannt und ist eine physische oder digitale Zusammenstellung von kreativen Arbeiten. Sie eignet sich perfekt für Künstler, Designer oder Illustratoren.

Fachportfolio

Ein Fachportfolio ist eine spezialisierte Sammlung von Arbeiten, die Fachleute aus verschiedenen Branchen zusammenstellen. Hier wird vor allem Wert auf die Darstellung der eigenen fachlichen Kompetenz, Hervorhebung beruflicher Errungenschaften und die eigenen Erfahrungen im jeweiligen Bereich gelegt.

Studioportfolio

Auch als Entwicklerstudio, das Auftragsarbeiten sucht, ist ein Studioportfolio von Vorteil. Im wesentlichen gelten hier die selben Regeln. Die Hauptunterschiede sind jedoch, dass oft eine breite Palette aus verschiedenen Kategorien des Firmenangebots gezeigt wird, um die Vielseitigkeit und Fähigkeiten der Firma zu demonstrieren. Ein Studioportfolio kann zusätzliche Informationen enthalten, wie z.B. das Team, die Arbeitsweise der Firma, frühere Projekte und Kundenreferenzen, um potenziellen Kunden einen umfassenden Überblick über die Leistungen des Studios zu geben.

Was gehört in ein Portfolio?

Je nach Art, Tätigkeit und Ziel unterscheidet sich Dein Portfolio von dem anderer. Im Allgemeinen sollten diese Punkte jedoch immer vorhanden sein:
  • Kontaktinformationen
    • Social Media Links, E-Mailadresse und Name
  • Einführung
    • Ein kurzer Text zu Deinen Lesern, in dem klar wird, was du genau machst.
  • Arbeitsbeispiele (mit oder ohne Fokus auf ein Hauptprojekt)
  • Übersicht über Deine Fähigkeiten
    • Liste von Schlüsselqualifikationen, Technologien oder Tools
    • Beschreibe in den Arbeitsproben die spezifischen Fähigkeiten und Techniken deiner Arbeit. Hebe hervor, welche Rolle Du in jedem Projekt gespielt hast und welche spezifischen Aufgaben oder Herausforderungen Du bewältigt hast.
    • Zertifizierungen, Auszeichnungen oder besondere Anerkennungen
    • Testimonials oder Referenzen von früheren Kunden oder Kollegen, die deine Fähigkeiten und Arbeitsweise loben

Inhalte für verschiedene Berufsprofile

Folgende Inhalte können für das unten aufgeführte Berufsfeld nützlich sein. Achte darauf, dass diese zur Hervorhebung des gezeigten Projekts beitragen.

Software-Entwickler

  • Projekte (Spiele) und Algorithmen mit Screenshots der Ergebnisse
  • Code-Beispiele
  • Links zu Repositories
  • Websites oder Apps, an denen Du gearbeitet hast
  • Technologien, Frameworks und Sprachen, die Du beherrschst

Kreatives Berufsfeld (Game Designer, Künstler, Modellierer…)

  • Grafiken, Illustrationen, Konzeptkunst
  • Storyboards
  • Showreels (besonders bei Animateure, FX Artists oder Modellierer) [Saem2023]
  • Screenshots, Videos oder Demos von erstellten Spielen oder Game Design Projekten
  • Beschreibungen von Designentscheidungen und kreativen Prozessen

Wichtige Überlegungen

Selbstreflexion

Setze Dich bewusst mit Deinen Fähigkeiten, Stärken, Schwächen und Erfahrungen auseinander. Dies dient der Vorbereitung und der Vermeidung ein Portfolio für die falsche Leserschaft zu erstellen. Der Aufwand ist enorm, es wäre Schade, diese Zeit fehlzuinvestieren.

Stelle Dir zum Beispiel folgende Fragen:

  • Welche Erfahrungen und Projekte sind für meine Karriere relevant?
  • Brauche ich überhaupt ein Portfolio?
  • Über welche Fähigkeiten und Stärken verfüge ich?
  • Welche Arbeitsproben repräsentieren am besten meine Fähigkeiten und mein Fachwissen?
  • Welche Bereiche müssen verbessert oder weiterentwickelt werden, um meine beruflichen Ziele zu erreichen?
  • Wie machen das andere Fachleute aus meinem Fachgebiet?
  • Welche Form soll das Portfolio haben? (Internet, Physisch oder in Dateiform als Anhang an eine Bewerbung)

Zielsetzung

Lege ein Ziel für Dein Portfolio fest. So kannst Du genau auf dieses Ziel hinarbeiten.

Stelle Dir zum Beispiel folgende Frage:

  • Welche Ziele und Richtungen möchte ich mit meinem Portfolio erreichen? (Zum Beispiel die Einstellung als Game Designer)

Zielgruppenanalyse

Konzentriere Dich bei der Portfolioerstellung auf eine Zielgruppe. Dies hilft Dir eine klare Vision für das Portfolio zu entwickeln und die Auswahl der Arbeitsproben zu erleichtern.

Stelle Dir dabei folgende Fragen:

  • Wen soll das Portfolio ansprechen? (Zum Beispiel Arbeitgeber oder Kunden)
  • Warum gerade diese Zielgruppe? (Antwort ist zum Beispiel: Weil ich plane mich selbstständig zu machen.)

Feedback

Indem du Feedback von verschiedenen Quellen einholst und verschiedene Perspektiven berücksichtigst, kannst Du sicherstellen, dass Dein Portfolio ansprechend und überzeugend ist und die gewünschten Ergebnisse erzielt.

Feedback von Menschen die Du respektierst

Bitte Kollegen, Freunde oder andere professionelle Kontakte, Dein Portfolio zu überprüfen und Feedback zu geben. Sie können wertvolle Einblicke aus einer externen Perspektive bieten.

Online-Communities

Tritt Online-Communities oder Foren für Designer, Entwickler oder Kreative bei und poste Dein Portfolio zur Überprüfung. Oftmals sind Mitglieder dieser Community bereit, konstruktives Feedback zu geben und Verbesserungsvorschläge zu machen.

Networking-Veranstaltungen

Besuche Networking-Veranstaltungen, Meetups oder Branchenkonferenzen, um mit anderen Fachleuten in Kontakt zu treten. Nutze diese Gelegenheiten, um Dein Portfolio zu präsentieren und direktes Feedback von Experten zu erhalten.

Mentoren

Suche nach Mentoren oder erfahrenen Profis in Deiner Branche, die bereit sind, Dir bei der Entwicklung Deines Portfolios zu helfen. Mentoren können wertvolle Ratschläge und Anleitung bieten, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen und Fachkenntnissen.

Professionelle Beratung

In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, indem Du einen Karriereberater, Designer oder Coach engagierst. Diese Fachleute können dir maßgeschneiderte Unterstützung und Beratung bieten, um Dein Portfolio zu optimieren und deine Karriereziele zu erreichen.

Wesentliche Arbeitsschritte bei der Portfolioerstellung

Produziere Inhalte

Wenn keine Projekte aus Deinem professionellen Alltag oder schulischem Umfeld verfügbar sind, dann kannst Du auch persönliche Projekte, die auf Deine Zielgruppe abgestimmt sind, erstellen.

Sammlung und Vorbereitung

Sammle alle Materialien in einem Projektordner und ordne diese nach der Präsentierreihenfolge. Mein Vorschlag hier –> Ordne von Ergebnis hin zu Entwurf und vom besten zum schlechtesten Projekt. Konsistenz ist hier der Schlüssel! Denn umso schneller und effizienter bist Du später bei der Erstellung.

Auswahl und Einfügen

Überdenke Deine Auswahl! Nicht jedes Projekt muss in Dein Portfolio. Wähle die besten Projekte aus und streiche veraltete Projekte aus Deinem Portfolio.

10 Tipps für ein gutes Portfolio

Vielfalt

Zeige eine breite Palette Deiner Fähigkeiten und Talente (wenn diese zu Deinem Ziel und Deiner Zielgruppe passen). Zeige nicht nur einzelne Bilder sondern erkläre mit Worten, was Du Dir dabei gedacht hast. Zeige verschiedene Arten von Projekten, Stile, Genres und Techniken, um die Bandbreite Deiner Fähigkeiten zu demonstrieren.

Qualität vor Quantität

Weniger ist oft mehr. Es ist besser, hochwertige Arbeiten zu präsentieren, die Deine Fähigkeiten effektiv zeigen, als eine Vielzahl an mittelmäßiger Arbeiten.

Aktualität

Halte Dein Portfolio aktuell und füge regelmäßig neue Arbeiten hinzu, um Deine Fortschritte und Fähigkeiten zu zeigen. Entferne veraltete oder weniger repräsentative Arbeiten.

Kontext und Beschreibungen

Füge zu jeder Arbeit Beschreibungen hinzu, die den Kontext erklären: Was war das Ziel des Projekts? Welche Rolle hast Du dabei gespielt? Welche besonderen Herausforderungen gab es und wie hast Du sie bewältigt?

Präsentation

Präsentiere deine Arbeiten ansprechend und übersichtlich. Verwende hochwertige Bilder oder Videos, um Deine Projekte zu demonstrieren. Ein sauberes und benutzerfreundliches Design ist entscheidend.

Diversifizierung der Plattformen

Zeige deine Arbeiten auf verschiedenen Plattformen, wie z.B. Behance, ArtStation, GitHub oder eigener Webseite, um eine größere Reichweite zu erzielen.

Feedback einholen

Bitte andere um konstruktives Feedback zu Deinem Portfolio. Dies kann helfen, Schwächen zu identifizieren und Verbesserungen vorzunehmen.

Kontaktinformationen

Stelle sicher, dass Deine Kontaktdaten leicht zu finden sind. Potenzielle Arbeitgeber oder Kunden sollten einfach Kontakt aufnehmen können, wenn sie interessiert sind.

Rechtliche Aspekte

Achte darauf, dass Du die Erlaubnis hast, die Arbeiten in Deinem Portfolio zu präsentieren, besonders wenn es sich um geschützte oder proprietäre Inhalte handelt.

Portfolio-Design

Auswahl der richtigen Plattform

Ein Portfolio kann ein digitale Datei, eine physische Mappe oder auch ein Account auf einem der unzähligen Plattformen im Internet sein. Wähle die richtige Plattform für Dich aus.

Spielt das Design des Portfolios eine Rolle?

Gerade bei kreativen Berufen liegt der Fokus auf der visuellen Ästhetik, Navigation und Benutzererfahrung. Wenn also Dein Portfolio diese Punkte aufweist, dann ist dies sicherlich ein Pluspunkt und hilft dabei Interessenten von Dir zu überzeugen. In Technologie orientierten Tätigkeitsfeldern wie zum Beispiel der Programmierung ist die Ästhetik hingegen nicht ausschlaggebend. Das heißt aber nicht, dass dies nicht von Deiner Zielgruppe honoriert wird, wenn Du es bei der Erstellung mit einbeziehst.

Online Plattformen für Dein Portfolio

1. Behance (www.behance.net) – Eine Plattform für Kreative, um Portfolios zu präsentieren, von Illustrationen bis hin zu Designs.

2. ArtStation (www.artstation.com) – Besonders für Concept Artists, 3D-Modelleure und Illustratoren in der Spieleindustrie geeignet.

3. GitHub Pages (pages.github.com) – Für Programmierer, um ihre Projekte, Codes und technischen Fähigkeiten zu präsentieren.

4. Social Media Accounts eröffnen – Nutze Facebook, Instagram und Co. um Deinen eigenen Portfolio Account zu erstellen. 

5. WordPress (www.wordpress.org) – Eine vielseitige Plattform mit verschiedenen Portfolio-Themen und -Plugins für alle Arten von Kreativen.

6. Squarespace (www.squarespace.com) – Ein benutzerfreundlicher Website-Builder, der schöne und professionelle Portfolios ermöglicht.

7. Carbonmade (www.carbonmade.com) – Eine Plattform, die einfache, visuell ansprechende Portfolios für Kreative bereitstellt (kostenpflichtig).

8. Cargo (www.cargocollective.com) – Für Kreative mit einem Schwerpunkt auf Design, Illustration und Fotografie.

9. Adobe Portfolio (portfolio.adobe.com) – Speziell für Adobe Creative Cloud-Abonnenten, um mühelos Portfolios zu erstellen.

10. Journo Portfolio (www.journoportfolio.com) – Ideal für Schriftsteller, Journalisten und Blogger, um ihre Arbeiten zu präsentieren.

11. Format (www.format.com) – Eine Plattform für Fotografen, Künstler und Designer, um elegante Portfolios zu gestalten.

12. Weebly (www.weebly.com) – Einfach zu bedienender Website-Builder für Kreative aller Art.

13. Tumblr (www.tumblr.com) – Plattform für Blogger, die auch für visuelle Inhalte und Portfolio-Präsentationen geeignet ist.

14. Google Sites (sites.google.com) – Kostenlos und einfach zu verwenden, ideal für Anfänger, die ein einfaches Portfolio benötigen.


Quellen und Ressourcen

Videos

[Hill2023] – How I Got Hired as a Character Artist For Games – https://www.youtube.com/watch?v=Y6fYufrEjHU&t=2s, 31.05.2023, Abruf am 14.12.2023.

[Laza2022] – This PORTFOLIO Got Me HIRED in the GAME INDUSTRY – https://www.youtube.com/watch?v=gh_uqsNakZc, Abruf am 14.12.2023.

[Saem2023] – Fx Showreel 2023 – https://www.youtube.com/watch?v=TXH7vS9yH-g, Abruf am 14.12.2023.

 

Beispielportfolios

Kreatives

JHill – Character Artist – Website: https://artofjhill.com/, Abruf am 14.12.2023.

Tim Höregott – Senior Level Designer – Website: https://timhgott.wordpress.com/, Abruf am 14.12.2023.

Jay Van Hutten – Game Designer – Website: http://www.jayvanhutten.com/, Abruf am 14.12.2023.

David Shaver – Game Designer – Website: http://www.davidshaver.net/, Abruf am 14.12.2023.

Ari Shirazi – Game Designer – Website: http://www.arashshirazi.co.uk/, Abruf am 14.12.2023.

Programmierung

Ori Lazar – Programmierer – Website: https://kney-delach.github.io, Abruf am 14.12.2023.

Hugo Peters – Programmierer und Designer – Website https://hugo.fyi, Abruf am 14.12.2023.

Joeb Rogers – Gameplay and Tools Engineer – Website: https://joebrogers.com/, Abruf am 14.12.2023.

Joey de Vries – Game Graphics Programmer – Website: https://joeydevries.com, Abruf am 14.12.2023.

Ein Bild von Anika Eichhorn

About Me

Mein Name ist Anika und ich bin Software-Entwicklerin. Ich liebe Computerspiele, Zeichnen, Kiten, Schreiben und Bücher. Hier auf meinem persönlichen Blog geht es vor allem um die Spieleentwicklung, mein Unternehmen codepixie und persönliche Themen, die mich beschäftigen.

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